Daniel Spoerri macht Kunstwerke aus gefundenen Objekten, die ihre Funktion verlieren, sobald er sie in seine Bilder integriert. Anja Salomonowitz dreht Filme, die sich der Vergegenwärtigung von Zeiten und Konflikten widmen. Der Kreuzungspunkt der beiden ist Dieser Film ist ein Geschenk, eine Arbeit, die das Werk beider auf äußerst persönliche Weise verschränkt. Der Titel des Films suggeriert bereits, dass es mehr um eine Gabe als um eine Darstellung geht: Salomonowitz bedankt sich bei Spoerri mit einem Porträt, das dessen Arbeit mit Gegenständen immer wieder an seine Biografie zurückbindet: Spoerri, geborener Feinstein, ist der Sohn eines rumänischen Juden, der verschleppt und ermordet wurde. Zugleich blickt der Film nach vorne und verlängert ein Gedächtnis, indem er Salomonowitz Sohn Oskar als Stand-in und Gegenüber Spoerris in Szene setzt. Nichts geht verloren, alles setzt sich immer wieder auf überraschende Weise neu zusammen.
Dominik Kamalzadeh, Filmjournalist
Wie ein mehrstimmiges Lied ist Anja Salomonowitz' zärtlicher Umgang mit dem Künstler Daniel Spoerri vielstimmig arrangiert. Die erste Stimme ist der Künstler selbst, ein faszinierender Mann mit vielen Talenten. Im Mittelpunkt des Films steht seine Arbeit mit Objekten, seine sogenannten Fallenbilder. Diese Bilder sind auch die zweite Stimme, da der Film sie benutzt, um eine Idee von Auferstehung zu schaffen. Zyklen werden erneuert, das Leben beginnt von neuem. Die dritte Stimme gehört Salomonowitz' totem Vater und dem Akt der Trauer um diesen Verlust. Die vierte Stimme gehört ihrem Sohn Oskar, der Aussagen von Spoerri nachvollzieht. Die fünfte Stimme ist mit dem Pogrom in Rumänien während des Zweiten Weltkriegs verbunden. Spoerri, der aus einer jüdischen Familie stammt, verlor in dieser Zeit seinen Vater. Der Film, der größtenteils in Spoerris Werkstatt gedreht wurde, verbindet all diese Stimmen und lässt sie sich überlappen. Der Fluss der Stimmen taucht in größeren Kreisen in ein tiefes Verständnis des Lebens ein. Die Auferstehung, so sagt der Film, ist möglich, wenn man einen Weg findet, den Tod zu akzeptieren. Es gibt Filme wie Briefe, Filme wie Lieder, Filme wie Gedichte, aber man hört selten von Filmen als Geschenk. Salomonowitz gibt uns einen Geschmack dafür, wie schön und notwendig es sein kann, einen Film zu verschenken.
Patrick Holzapfel, Viennale, Vienna International Film Festival